Slow Water im Moostal: Regenwasser verlangsamen und speichern

26. Okt 2023

Die Auswirkungen des Klimawandels werden in der Landwirtschaft immer spürbarer. Die Klimaveränderung stellt die Nahrungsmittelproduktion durch die vermehrt auftretenden Hitzeperioden und die ungleichmässig übers Jahr verteilten Niederschläge vor grosse Herausforderungen. Autorin Sereina Grieder, Ebenrain Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung, Sissach

Starkregenereignisse, in denen in kurzer Zeit viel Niederschlag fällt, werden immer häufiger und führen zu Erosion der Böden und Schäden am Landwirtschaftsland sowie an der Infrastruktur. Die Region Basel ist dabei besonders verletzlich für die Folgen des Klimawandels: Es ist wärmer und trockener als in anderen Regionen der Schweiz und es gibt kaum natürliche Gewässer, die für die Bewässerung von landwirtschaftlichen Kulturen genutzt werden können.

Seit 2022 erarbeitet das Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Zusammenarbeit mit dem Kanton Luzern und weiteren Partnern das Projekt Slow Water. Slow Water hat zum Ziel, mit verschiedenen Retentionsmassnahmen (Retention = Zurückhalten des Wassers) die Ertragsfähigkeit in der Landwirtschaft langfristig sicherzustellen und die Verwendung des Trinkwassers zur Bewässerung zu reduzieren. Damit soll das Projekt auch einen Beitrag zur Sicherung der Trinkwasserversorgung und zum Schutz von Infrastruktur wie Wegen und Strassen leisten. Durch die Kombination einer Vielzahl an Massnahmen in einem Einzugsgebiet soll das Regenwasser im Abfluss verlangsamt sowie verstärkt gespeichert und in den Boden versickert werden. Zusammen mit den Gemeinden sowie deren Landwirtschaftsbetrieben sollen verschiedene bewährte, aber auch hierzulande wenig verbreitete Ansätze getestet und umgesetzt werden. Einerseits sind im Slow Water-Werkzeugkasten Massnahmen enthalten, bei denen kleine bauliche Anpassungen im Gelände vorgenommen werden (z.B. Versickerungsmulden und -Gräben,). Andererseits beinhalten Slow Water-Massnahmen kurz- oder längerfristige Änderungen in der Bewirtschaftung von Flächen (z.B. Humusbewirtschaftung oder Untersaaten im Ackerbau). Die Wirkung der einzelnen Massnahmen sowie auch das Zusammenwirken aller Massnahmen in einem Einzugsgebiet wird durch die Universität Basel (Departement Umweltwissenschaften) mit Messgeräten und Modellierungen gemessen und überprüft.

Die Projektregionen umfassen das Oberbaselbiet, die Region Luzern-West und das Moostal in Riehen. Nach einem Unwetter im August 2022, welches viel Wasser und Schlamm von den Feldern im Moostal ins darunterliegende Siedlungsgebiet brachte und grosse Schäden anrichtete, hat die Gemeinde Riehen ihr Interesse mitgeteilt, ebenfalls im Projekt Slow Water teilzunehmen und mit der Entwicklung von Lösungsansätzen bereits vor offiziellem Start beginnen zu können. Bald danach folgte die erste Grobplanung mit möglichen Massnahmen im Moostal und später eine detailliertere Erarbeitung des Konzepts in Zusammenarbeit mit den beteiligten Landwirten und der Gemeinde. Erste Ansätze, wie beispielsweise eine Untersaat im Getreide, welche nach der Ernte der Frucht stehen bleibt und den Boden bedeckt, konnten bereits in diesem Jahr umgesetzt werden. Weitere Massnahmen im Moostal sind in Planung und sollen schrittweise ausgeführt werden, beispielsweise:

· Versickerungsmulden und Versickerungskanäle, welche das Wasser ableiten und versickern lassen sollen;

· Brachen und Säume im Ackerland, welche über mehrere Jahre stehen bleiben und als Bremse im Wasserabfluss dienen sollen;

· die Erweiterung eines bestehenden Obstgartens, der das Versickern von Wasser fördern soll.

Für die Gemeinde Riehen ist das Projekt Slow Water eine willkommene Ergänzung zum geplanten Hochwasserschutz und entfaltet seine Wirkung bei kleineren Regenereignissen. Dies wiederum ist hilfreich, Verstopfungen in den Gerinnen und Rückhaltebecken zu vermeiden. Der bei einem Jahrhundertereignis anfallende Wasserabfluss wird aber durch das Slow Water-Projekt nur geringfügig reduziert. Es kann die Wirkung eines Rückhaltebeckens für die Siedlung nicht ersetzen.

Slow Water ist ein mitfinanziertes Ressourcenprojekt des Bundesamts für Landwirtschaft und dauert sechs Jahre und startet ab 2024. Das Projekt wird vom Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung des Kantons Baselland geleitet und beinhaltet den Einbezug der Riehener Landwirte und der Gemeinde Riehen. Weitere Informationen zum Projekt: SlowWater — Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung (baselland.ch).

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