23. Apr 2012
Seit der Spitalschliessung Ende 2009 ist die Gemeinde für die Archivierung der Unter-lagen aus dem ehemaligen Gemeindespital zuständig, die derzeit noch im Gesundheitszentrum lagern. Neben den jüngeren Patientenakten, die noch rund acht Jahre aufbewahrt werden müssen, hat sie auch das historische Archiv übernommen, das Akten aus den Jahren 1895 bis 1987 umfasst. Diese älteren Unterlagen sind dringend erhaltenswert und für die Forschung sehr wertvoll: So lautet die Einschätzung einer Expertenrunde aus der Medizin- und Pflegegeschichte, der Anthropologie und dem Archivwesen, die auf Einladung der Gemeinde Ende März im Gemeindehaus tagte.
Die aus Zürich, Bern und Basel angereisten Experten betonten, dass nur wenige Spitä-ler ihre Bestände aus dem 20. Jahrhundert so lückenlos aufbewahrt hätten. Sie machten deutlich, dass der Bestand nicht nur aufgrund der Dichte der Überlieferung, sondern auch aufgrund der speziellen Geschichte des Spitals schützenswert sei: Die im Jahr 1852 als Diakonissenspital gegründete Institution war weit mehr als ein Allgemeinspital, das den lokalen Grundbedarf abdeckte. Hier wurden bereits vor über hundert Jahren riskante Spezialoperationen durchgeführt, darunter viele Gallenstein- und Schilddrüsenoperationen. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein reisten deshalb viele Patienten aus der ganzen Schweiz sowie aus dem südbadischen Raum an, um sich in Riehen behandeln zu lassen. Im Zweiten Weltkrieg zählten darüber hinaus auch Flüchtlinge zu den Patienten.
In den Unterlagen aus dem ehemaligen Gemeindespital finden sich viele bewegende Geschichten über das Schicksal einzelner Patienten. Gleichzeitig enthält der Bestand personenbezogene und damit sehr sensible Informationen. Die Experten unterstrichen deshalb die Bedeutung einer gesetzeskonformen Archivierung. Diese müsse den strengen Auflagen aus dem kantonalen Archivgesetz Rechnung tragen, das sowohl die Interessen der ehemaligen Patienten als auch ihrer Nachkommen schütze. Sie bestärkten die Gemeinde zugleich darin, unter der Leitung der Dokumentationsstelle die historischen Unterlagen integral zu erhalten und mit der Kommunität Diakonissenhaus Rie-hen (KDR) zu kooperieren, die weitere, wertvolle Unterlagen aus der Spitalgeschichte besitzt.
Riehen, 23. April 2012
Weitere Auskünfte erteilen:
Anna Katharina Bertsch, Abteilungsleiterin Gesundheit und Soziales Tel. 061 646 82 67
Annemarie Pfeifer, Gemeinderätin, Tel. 061 643 25 30